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9.3. - 23.4.2010 Lola & Frank Lennartz "Bild & Ton"
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Willkommen bei den Lennartz! Bild und Ton bedeutet in dieser Familie zugleich Mutter und Sohn, als auch Plastik und Malerei. Die Mutter Lola Lennartz ist seit 30 Jahren als selbständige Künstlerin tätig, ihr Sohn Frank Lennartz folgte dem künstlerischen Betätigungsfeld seiner Familie.
In den Plastiken von Lola Lennartz steht die menschliche Figur im Mittelpunkt. Die Künstlerin spielt mit den vielgestaltigen Konstellationen zwischen Mann und Frau. In dieser Ausstellung widmet sich die Künstlerin der Darstellung der Frau, die hockt, steht, sitzt und liegt alleine oder im Dialog mit einem weiblichen Gegenüber. Die Körpersprache der Figuren steht im Vordergrund, so das die Künstlerin auf die Mimik des Gesichts verzichten kann, die Haltung des Körpers, ob gebeugt, gesenkt, verschränkt, offen oder gestreckt, erzählt dem Betrachter von Lebenssituationen und –positionen. Die Plastiken strahlen eine lebensfreudige Harmonie aus. Im Kontrast zu den ruhigen Figuren steht die Malerei von Frank Lennartz, dessen dichte Bildwelten voller Spannungen sind. Surreale Traumlandschaften, expressionistische Stadtszenerien, lichtdurchflutete Natur und industrielle Maschinenwelten begegnen dem Betrachter in den Werken des Künstlers. Geheimnisvolle Seelenlandschaften treffen auf läuternde Naturdarstellungen. Allen Werken wohnt das Vergängliche inne. In den Freilichtmalereien ist es die Vergänglichkeit des Lichtes, in den phantastischen Stadtlandschaften ist es die Vergänglichkeit der Zivilisation. Rostende, komplexe Rohrsysteme, gewaltige Industriehallen und gespenstische Stadtszenerien künden von der Zerbrechlichkeit des menschlichen Fortschritts.
Die dichte Bildsprache wird formal unterstrichen durch den experimentellen Umgang mit unterschiedlichen künstlerischen Techniken, die in einem Bild angewandt werden. Gegenstände aus den Randbezirken des technischen Fortschritts, gefunden in Industrieruinen und im Alltag, fügt der Künstler in seine Bilder ein. Fadennetze überspannen die Leinwand und schaffen eine lineare Ordnung, die auf dem Zufall beruht. Der haptische Eindruck der Bilder entwickelt sich nicht nur durch die Verwendung von Fundstücken aus dem Alltag, sondern auch durch die vielschichtigen Farbauf- und abträge. Die Spuren dieser Arbeitsprozesse verbleiben auf der Leinwand und formen die Komplexität des Seheindrucks. Zufällig entstandene Formen greift der Künstler auf und überführt sie in ein ornamentales Muster, die Folge ist eine Irritation des Betrachters, der in den überbordenden Formen sich nicht mehr gewahr ist, was eigens assoziierte und was durch den Künstler vorgegebene Form ist. Das Spiel zwischen zufälliger und selbst geschaffener Form korreliert inhaltlich mit der Konfrontation von realen und phantastischen Welten und stellt grundlegend die Frage nach den Faktoren menschlicher Wahrnehmung auf formaler Ebene und nach den Faktoren menschlichen Handelns im zivilisatorischen Prozeß auf inhaltlicher Ebene. Die Aussage scheint klar, auch wenn es die dichten Bildwelten von Frank Lennartz nicht sind: Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile. Das eine Familie mehr ist als das erzieherische Verhältnis zwischen Eltern und Kindern zeigt sich in dieser Ausstellung, die zwei gleichberechtigte künstlerische Positionen präsentiert und die Vielfalt der Anschauungen und Umsetzungsmöglichkeiten vor Augen führt.
Robert Sorg
Website Frank Lennartz
Video der Vernissage ermöglicht durch TiPs Video Produktion
www.jena-saaleland.de